Hallo,
hier schon einmal ein interessanter Artikel:
Wie häufig ist IBM i im Einsatz?
Von: Berthold Wesseler
Bergisch Gladbach, 3. September 2010 – IBM hält sich zurück mit exakten Zahlen zu den installierten Serversystemen. Üblich sind vage Zahlen wie aus der IBM i Roadmap vom April, wonach die Plattform von „mehreren hunderttausend“ Unternehmen in über 115 Ländern weltweit genutzt wird. Der Hauptteil der Installationen befinde sich in Nordamerika, Westeuropa und Japan; aus diesen Regionen stammen fast 80 Prozent des – nicht bezifferten – IBM-i-Umsatzes im Jahr 2009.
So weit, so vage. Umso überraschter waren wir jetzt, als wir kurz nach der Ankündigung der Power 720 und ihrem Gefolge am 26. August aus heiterem Himmel konkrete Installationszahlen erhielten. Anlass dafür war eine Korrektur der Briefing-Unterlagen mit der Bitte, die an einer Stelle genannten Informationen nicht zu verwenden. „Sollten Sie in Zusammenhang mit den Power7-Modellen über Rational Software berichten wollen, würde uns dies natürlich freuen“, hieß es höflich per Mail.*„Wir möchten sie jedoch bitten, die folgenden Informationen zu nutzen“. Dort stand dann nach einigen der üblichen Marketingbotschaften zu lesen: „Approximately 86% of the 900,000 installed Power Servers and blades have an AIX environment.“

Überraschend war erstens die Quelle der Information: Nicht die Hardware-Sparte STG, sondern die Software-Entwickler aus der Rational-Ecke. Genauso überraschend waren die beiden Zahlen: 900.000 installierte Power Server, 86 Prozent davon mit AIX. Macht nach Adam Riese: 774.000 AIX-Server. Wenn man weiß, dass es einige Linux-Server auf Power-Basis gibt, das manche IBM-i-Anwender auch AIX nutzen – und beide Zahlen etwa gleich einschätzt, würden 14 Prozent der Power Systems mit IBM i laufen – summa summarum 126.000 Stück.


Das kann – mangels Auskunft von IBM – natürlich nur eine grobe Annäherung sein. Grund genug aber, bei IBM nachzufragen und unsere Rechnung zu verifizieren. Kaum überraschend, erhielten wir aus den USA folgende offizielle Auskunft zu unserer Schätzung, die wir hier wörtlich wiedergeben wollen:

„While the AIX market inherently has more systems, due to their original role as single application servers, the IBM i market remains steady, with upward of 100,000 active customers and potentially hundreds of thousands of users around the world. For over a decade, IBM i has allowed customers to consolidate workloads enabling them to run all aspects of their businesses on a single server. With Rational Power solutions for IBM i, these customers can increase efficiency and quality with a GUI development environment on their desktop that is compatible with that of the server.“

Eine Antwort auf unsere Frage sieht anders aus, ein Dementi aber auch. Also dürfte die Zahl von 126.000 Power Servern mit IBM i ziemlich exakt sein. Hinzu kommen aber noch Installationen der Vorläufermodelle. Die Mehrzahl dürfte zur 2006 eingeläuteten Generation System i bzw. i5 zählen, einige Oldtimer aber auch aus der AS/400- bzw. iSeries-Ära (seit dem Jahr 2000) stammen.

Diese Summe zu bilden trauen wir uns dann mangels Kenntnis der globalen Märkte nicht zu. Wenn man jedoch von mindestens 200.000 Unternehmen ausgeht, die IBM i (oder seine Vorgänger) nutzen, müssten das mehr als 74.000 Maschinen sein. Auch hier legen wir eine Annahme zugrunde: Die Zahl der Midrange-Server bei Unternehmen mit mehreren Maschinen entspricht in etwa der Zahl von Outsourcing-Kunden ohne einen Server. Das hieße dann aber auch: In der IBM-i-Gemeinde wird noch zu einem Drittel „Alteisen“ genutzt.

Das ist zwar einerseits schön für die IT-Chefs, gibt es doch kaum einen besseren Beweis für die Wirtschaftlichkeit Langlebigkeit und Skalierbarkeit der Plattform. Andererseits stellt sich auch die Frage, warum er solange nicht in die Infrastruktur investiert hat. Weil die Anwendung „stabilisiert“ ist? Oder weil sie ausläuft, abgelöst durch ein System auf einer anderen Plattform? Oder weil die Maschine wie ein VW Käfer einfach nur läuft und läuft und der IT-Chef mit der vorhandenen Hardware auch die neuen Anforderungen abdecken kann?

Der letzte IBM-Manager, der unseres Wissens eine Installationszahl nannte, war Walter Lang anlässlich der Power7-Ankündigung im Frühjahr 2010. Der Senior Consultant „SAP on IBM Power Systems“ sprach damals vor Kunden von über 250.000 Installationen weltweit, was den Anteil des „Alteisens“ deutlich erhöhen würde. Demnach wäre sogar mehr als die Hälfte der IBM-i-Systeme nicht auf dem aktuellen Stand der Hardwaretechnik.

Natürlich ist all das Rätselraten, das aber zu durchaus plausiblen Ergebnissen führt. Da wünschen wir uns die Zeiten vor der Einführung der Power Systems im Frühjahr 2008 zurück, als die Plattform IBM i noch nicht genutzt wurde, um Scheinerfolge im Unix-Markt zu feiern. Damals publizierte IBM bei der Vorlage jeder Quartalsbilanz auch noch die Umsätze mit jeder einzelnen Serverplattform.

Noch offener kommunizierte IBM die Installationszahlen bis zu Jahrtausendwende, in der Hochzeit der AS/400. Auf der Common-Jahrestagung 2003 in Salzburg redete Stefan Tschida, seinerzeit bei IBM für das iSeries Hardware-Produktmanagement verantwortlich, von einer „wachsenden Plattform“; bisher seien mehr als 750.000 Stück in über 100 Länder der Welt geliefert worden.

Diese kumulierte Zahl zeigt, dass auch schon seinerzeit die AS/400 bzw. iSeries sehr lange genutzt werden konnte, waren damals doch über 500.000 Systeme im Einsatz. Dass diese stolze Zahl geschrumpft ist, wundert angesichts der seither erfolgten Konsolidierung und angesichts des Leistungszuwachses der Maschinen nicht. Heute brauchen nur noch wenige Unternehmen eigene Maschinen in ihren Werken und Auslandstöchtern, wo früher dank ihres „Ease of Use“ oft eine AS/400 stand.

Gewachsen ist die Zahl der damals gut 200.000 Kunden wie vom optimistischen Tschida prophezeit jedenfalls nicht mehr, hat uns IBM jetzt auch offiziell bestätigt – wenn wir „steady“ mit beständig, gleichbleibend oder stabil übersetzen. Von der Zahl der Unternehmen und der Power Systems, die IBM i nutzen, redet IBM auch kaum noch. Da stehen AIX oder Linux klar im Vordergrund. Reden könnte IBM zum Beispiel über die weit über eine Million Maschinen, die mittlerweile mit IBM i oder den Vorgängerbetriebssystemen i5/OS bzw. OS/400 ausgeliefert worden sind. Oder über die Treue und Zufriedenheit der Kunden mit dieser Plattform.