Nachfolgende (lange!) Kommentare konnte ich mir denn doch nicht verkneifen :-) :
Fuerchau
[rlp_Moderator]
Registrierungsdatum: Feb 2001
Beiträge: 1.738
@Ludger
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Klar ist:
Sobald ich eine Tür aufmache, muss ich zusehen wen ich hereinlasse oder nicht.
Das Problem kommt leider in umgekehrter Reihenfolge: die Türen stehen zuerst auf und müssen nachträglich geschlossen werden. Der Eindruck vermittelt das Bild einer sicheren Maschine und kaum jemand glaubt, das ein schweres Sicherheitsrisko gerade auf AS400 vorliegen könnte. Folglich wird über lange Zeit nicht angemessen gehandelt und das Problem wird mit wachsender Zahl von Anwendungen und Daten größer und größer.
Die AS/400 ist eine der sichersten Maschinen !
Offensichtlich nicht die bei Leco (ich kenne zwar nur diese eine aber an verschiedensten Stellen im Internet wird von ähnlichen und noch zusätzlichen Problemen berichtet). Und ich sehe da auch nicht so richtig, wo das Ding grundsätzlich auf besondere Sicherheit ausgelegt sein soll?
Beispiel FTP: wo bei einem "normalen" FTP-Server der User (z.B. mittels chroot) in einem speziellen Verzeichnis landet (z.B. Home-Verzeichnis) und nicht in eine übergeordnete Ebene wechseln kann, kann man bei AS400 den kompletten Platteninhalt durchwandern, lesen und schreiben. Das gleiche bei den IBM-Tools "Datenübertragung" und "Excel-Plugin". Was soll daran sicher konzipiert sein?
Die Behauptung "ein PC mit Windows ist eine der sichersten Maschinen" ist genau so haltbar/unhaltbar. Auch hier kann man mit entsprechenden Vorkehrungen, Tools und womöglich selbstprogrammierten Patches eine höchste Sicherheit erreichen.
Die Sicherheit liegt im Betriebssystem des Servers, von einem Server-OS mit dem Ansehen einer AS400 sollte man mehr grundsätzliche Sicherheit erwarten können. Falsche Pauschalaussagen wie "Die AS/400 ist eine der sichersten Maschinen" führen zu falschem Sicherheitsverständnis und falscher Erwartungshaltung. Richtiger wäre die Aussage "Die AS/400 ist eine der sichersten Maschinen, nachdem die vorhanden schweren Sicherheitslücken geschlossen wurden!", allerdings unterscheidet sich AS400 dann nicht mehr positiv von Windows oder jedem anderen OS sondern steht m.E. zunächst eher schlechter da.
Wenn ich natürlich von vorneherein das Sicherheitskonzept vernachlässige und offene Türen und Fenster (Windows) einfach ignoriere, kan man natürlich schnell sagen, dass die AS/400 nicht sicher ist.
Was ist denn dem Windows-Betriebssystem vorzuwerfen, wenn IBM-gelieferte Programme - nämlich CA400+Tools - bereits bei normaler Benutzung zum Risiko werden??? Die offenen Türen und Fenster bzgl. der AS400-Sicherheit liegen ja wohl auf AS400 und nicht in Windows begründet - also ist AS400 nicht sicher.
Die bekannten Lücken lassen sich genau so gut von einer anderen AS400, einem UNIX-System oder wie in diesem Fall von einem Linux-Server ausnutzen. Letzere dürften wohl kaum unsicherer als AS400 sein.
Man kann keine sichere Sparkasse ohne Türen und ohne Tresor bauen und hoffen, daß kein Einbrecher vorbeikommt. Sicherlich könnte man die Einbrecher bitten, hier nicht mehr einzusteigen...
Und genau darum geht es doch: Seit es PC's gibt MUSS man sich um seine Sicherheit kümmern und kann sich nicht darauf berufen, dass das doch alles automatisch geht.
Seit es PC's gibt? Ich glaube IBM selbst liefert die kritischen Tools ohne ein Wort über Sicherheitsrisiken zu verlieren (soweit ich weiß!) und FTP gibt es solange, wie es IP-Netzwerke gibt - ja, zufälligerweise auch auf PCs.
Aber darum geht es tatsächlich. Solange nämlich nur Terminals an AS400 waren, hat man die Sicherheitsfrage offensichtlich einfach vernachlässigt ("Wenn ich natürlich von vorneherein das Sicherheitskonzept vernachlässige und offene Türen und Fenster..."). Dummerweise kann man aber auch als unpriviligierter User am Terminal den FTP-Befehl "rm *" ausführen und die Platte putzen, sofern irgendwie an die Kommandozeile zu kommen ist! Vorteil bei Terminals ist natürlich, daß der "menügesteuerte" User sowas wie FTP oft gar nicht kennt.
Spätestens mit dem Anbinden von AS400 an "Standard-"Netzwerke hätte auf Seite des Server-OS auf die neue Situation reagiert werden müssen, anstatt die kritischen Tools (m.W(!)->) gleich kommentarlos mitzuliefern. Es müsste also besser heißen:
"Und genau darum geht es doch: Seit AS400 nicht mehr mit ein paar Terminals hinter verschlossenen Türen steht, MUSS man sich um seine Sicherheit kümmern..."
Nicht umsonst ist die AS/400 bisher virenfrei !!!
Was hat das hiermit zu tun? Mein programmierbarer Taschenrechner ist auch virenfrei :-)
Und was die Kommunikation AS/400 zu AS/400 ist, so muss die sich überhaupt nicht im Klartext unterhalten und das ohne weitere Produkte einzusetzen.
Muss sie vielleicht nicht, tut sie aber solange normales Telnet benutzt wird bzw. durch OS-Version auf einer Seite bedingt benutzt werden muss, oder? Ist es den Usern/Admins/Verantwortlichen älterer OS's bewusst, daß das so ist? Wann ja, dann dürfte der Telnet-Server auf AS400 in den letzten Jahren (bevor SSL möglich war) nirgendwo aktiviert gewesen sein. Weder im lokalen Netzwerk...
Das funktioniert sogar über WAN's !
...und schon gar nicht in WAN's. Wie hat dann aber die AS400<->AS400 bzw. AS400<->PC-ClientAccess Kommunikation bisher funktionert? Oder hat man
a) nicht gewusst
b) stillschweigend akzeptiert
c) sich keine Gedanken darum gemacht, weil AS400 sowieso "eine der sichersten Maschinen ist",
daß Anmeldungen an der "Hochsicherheitsmaschine" besonders einfach im Klartext mitzulesen sind?
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Fuerchau
[rlp_Moderator]
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Beiträge: 1.738
Wenn ich einen Telnet zu einem Windows-Server aufbaue, wird da die Kennworteingabe verschlüsselt übertragen ?
Nein, das ist bekannt und trotzdem nicht so einfach mitzulesen wie bei einer CA400-Sitzung. Deswegen benutzt man den Telnet-Server nicht auf Windows (wozu auch) und nimmt auf anderen Maschinen SSH, ggf. auch auf Windows.
AS400 steht aber auch nicht deswegen besser da, weil Windows auch unverschlüsseltes Telnet verwenden könnte!
Wie sieht es bei einer DCOM-Anwendung aus ? Erfolgt die Anmeldung da verschlüsselt ?
Wie sieht es bei einer Anmeldung bei einem SQL-Server (Microsoft/Oracle) aus, wenn ich in meinem Connection-String (ODBC/OLEDB) UID und PASSWORD im Klartext angebe ?
Ich glaube auch hier läßt sich trefflich darüber streiten, wie sicher denn die PC's im Intranet gegen Datenspionage sind !
Ist schon klar: die PCs im Intranet sind auch nicht besser und deswegen für die Sicherheitslöcher auf AS400 verantwortlich ;-)
Und das löst die AS400-Probleme oder macht sie weniger kritisch?
Genau unter dem Hintergrund "PC-Sicherheit" sind die AS400-Probleme übrigens erst aufgedeckt worden, die vorhandenen rd. 60 PCs und 4 Server auf PC-Basis sollten hinsichtlich der Sicherheit überprüft werden: diese lassen sich keineswegs so einfach "knacken", auch weil bekannte (!) Probleme auch schon bei der Installation berücksichtigt wurden. Sozusagen als Nebenergebnis wurden die AS400-Namen/Kennwörter auf den Schirm geblättert und vorgeführt, daß mit der Anmeldung einer der niedrigsten Privilegstufen (z.B. Test-User) das Durchwandern, Lesen und Schreiben sämtlicher AS400-Daten möglich ist, auch am Terminal. Und zwar nicht nur mit dem bösen PC-FTP-Client, sondern auch mit den IBM-Tools, auch unabhängig von Windows-PCs.
Natürlich muss man sich auch bei PCs um die Sicherheit kümmern, folgende Überlegung ist natürlich keine Entschuldigung für unsichere PCs: es dürfte wohl weit weniger dramatisch werden, wenn ein PC mit ein paar Briefchen geknackt wird, als wenn der Kundenstamm, Rechnungsarchiv, Lohndaten... auf AS400 ausgelesen/verändert werden können. Es muss ja auch nicht ausschließlich "kriminelle Energie" vorausgesetzt werden, solche Fälle können auch versehentlich bei normaler Benutzung der entsprechenden Programme auftreten.
Auch wegen der scheinbar hohen Sicherheit liegen die unternehmenskritischen Daten schließlich auf AS400 und bei dem derzeitigen Stand der Dinge ist das offensichtlich gleich aus mehreren Gründen ein Schuss in den Ofen. Wie im Internet an vielen Stellen nachzulesen ist, ist dies kein Einzelfall.
SSL-Verschlüsselung bei PC-PC-Kommunikation findet man (ausser im Internet) auch eher selten.
Auch für WindowsXP gilt ja eigentlich dass es sicher ist. Aber wenn ich keine Firewall verwende oder zumindest die "Internetverbindungsfirewall" aktiviere kommt jeder rein und bei den "erweiterten Sicherheitseinstellungen" ist normalerweise auch nichts aktiviert sondern die Intra-/Internet-Anmeldung läuft da auch unverschlüsselt.
Also zumindest die Netzwerkanmeldung läuft m.W. seit Win 98 verschlüsselt, wenn man das anders haben will, muss ein Registry-Eintrag ausdrücklich geändert werden. Aber auch diese Überlegung wie auch die Vorsichtsmaßnahmen, daß z.B. auf PCs selbstverständlich nicht das Wurzelverzeichnis planlos freigegeben wird und unnötige Dienste wegen bekannter Probleme selbstverständlich nicht gestartet werden, lösen die AS400-Probleme nicht.
Firewall: natürlich kommt das Firmennetzwerk hinter eine vernünftige Firewall und nicht jeder PC wurschtelt per ISDN im Internet herum, wie er will. In diesem Fall sind sogar zwei unabhägige Full-NAT-Router+jeweils Firewall vorgeschaltet. Linux-Server bringen die erforderliche (m.E. sehr effektive) Software im Kernel mit, bei Windows ist auch schon eine "Sparta-Firewall" dabei. Wer damit nicht zufrieden ist, kann sich auch weitere Firewall-Software (legal und kostenlos) besorgen.
Wie sieht die Firewall bei AS400 aus?
Vor allem: was soll damit gesperrt werden?
Wenn FTP auch nur auf einem Client benötigt wird, kann FTP nicht per Firewall gesperrt werden. Andernfalls müsste der FTP-Server erst gar nicht gestartet werden. D.h. die Dienste, die auch benutzt werden sollen/müssen, können nicht gesperrt werden und bringen Probleme mit sich. Was und wie soll die Firewall also schützen?
Fazit:
Um Sicherheit muss man sich kümmern !!
Automatisch läuft da nix !!
Umso trauriger, daß es im Auslieferungszustand (m.W. sind die Probleme nicht nachträglich/absichtlich/versehentlich dazugekommen) heißt "Tür und Tor sind offen" und IBM-gelieferte Tools sowie 0815-Programme wie FTP-Clients schon zum Chaos führen können. Hackerware nicht erforderlich.
Es bringt nichts, das Problem auf die PCs+Windows abwälzen zu wollen und die AS400-Sicherheit schön zu reden. Schließlich hat IBM selbst mit der Anbindung von PCs über ClientAccess den Zugang über PCs verbreitet eingeführt und hätte dann auch serverseitig auf entstehende Risiken reagieren müssen, insbesondere bei eigenen Tools CA400&Co wie auch grundsätzlich bei der Anbindung an IP-Netzwerke.
Wie soll die Sicherheit eines Servers denn auch durch Maßnahmen auf der Client-Seite erzeugt werden? Soll man die User bitten, möglichst das IBM-Excel-Plugin / Datenübertragung nicht zu benutzen oder bloß nicht den Befehl "FTP" einzutippen um dann sagen zu können "der AS400-Server ist sicher"? Das passt doch irgendwie nicht...
Und noch etwas: die hier beschrieben Probleme (FTP, Excel-Plugin, Datenübertragung) resultieren schon allein daraus, daß entsprechende Programme im Prinzip ordnungsgemäß genutzt werden, "Hacker-Aufwand" ist gar nicht erforderlich. Die besonders einfache Möglichkeit, Kennwörter auf dem Netz mitzulesen, ist vorläufig nur der Punkt auf dem i. Da AS400-OS-Programmierer wohl kaum frei von Fehlern sein dürften, wäre interessant, wie die Viren-/Sicherheitsfrage aussehen würde, wenn AS400 wie PC-Systeme im Mittelpunkt von Hacker-Aktivitäten stehen würde und für Übungszwecke in jedem zweiten Haushalt vorhanden wäre, also echte Fehler im System ausgenutzt würden (s.a.
http://as400.holgerscherer.de/hackerinfo.html).
Fazit: Die vorhandenen Löcher müssen irgendwann nachträglich auf AS400 geflickt werden und das ist (soweit ich das aus anderen Berichten im Internet verstanden habe) mit Boardmitteln eben nicht sinnvoll bzw. vollständig möglich. Eventuell muss serverseitig zusätzliche Software angeschafft werden, die Clients müssen neue Software bekommen. Es ist auch wahrscheinlich, daß das nachträgliche Aufsetzen eines Sicherheitskonzeptes - wie auf anderen Systemen auch - zu einem erheblichen Planungs- und Durchführungs-Aufwand führen und gar nicht so einfach machbar sein wird. Folgefehler aufgrund fehlender Rechte an Dateien werden auszubügeln sein, usw. usw.
Viel Aufwand, um "eine der sichersten Maschinen" gegen den Daten-GAU durch Normal-User und 0815-Programme zu schützen.
Schönen Sonntag-Abend noch,
Ingo K.
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